Webisodes und Videoblogs verbreiten.

Theoretisch sollte das Internet mittlerweile ein Paradies für unabhängige Produzenten sein. Mehrere Hundert Plattformen buhlen um die Gunst der Produzenten und locken sie mit Specials, Kanälen oder finanzieller Vergütung. Doch im Normalfall reicht eine Plattform längst nicht aus, um eine signifikante Reichweite aufzubauen. Gleichzeitig bleibt bei der reinen Plattformdistribution die eigene Seite auf der Strecke. Was ist also zu tun, wenn man als Produzent eine many:many-Strategie (Verbreitung über alle Quellen und Kanäle) bei der Distribution umsetzen möchte? Im Folgenden schildere ich meine favorisierte Lösung dieses Problems. Daneben gibt es natürlich noch viele weitere Dienste und Lösungen, die für den einen oder anderen besser geeignet sind.

Formate

Nach der Produktion stellt sich zuerst die Frage in welche Formate der Film konvertiert wird.

  • Quicktime: Ein mit Sorenson Video 3 kodierter Quicktime-Film ist nach meiner Erfahrung das beste Ausgangsmaterial für den Upload auf verschiedene Videoplattformen. Er wird fast überall unterstützt und es ergeben sich keine Probleme mit Drop-Frames und Artefakten, die hin und wieder bei Videos, die aus MPEG-4 konvertiert wurden, zu beobachten sind. Wichtig ist zudem, dass das Video nicht als interlaced Version exportiert wird, das Seitenverhältnis (meist 4:3) mit dem der Videoseite übereinstimmt und das hochzuladende Video von der Größe deutlich über den Zieldimensionen liegt (die meisten Videosharingseiten skalieren auf 320*240).
  • Flash-Video-Format: Jede Videosharingseite konvertiert den Quicktime-Film in das Flash-Video-Format. Trotzdem bietet es sich an eine separate FLV-Version des Films für die eigene Seite zu erstellen. Mittels on2s Flix Pro lässt sich der Film mit dem VP6E-Codec kodieren, was der Qualität und der Dateigröße zugute kommt. Damit kann man auf der eigenen Seite eine hochwertigere Flash-Version ausliefern als die Videoportale.
  • MPEG-4 AVC: Bietet sich als Format für eine ganze Reihe alternativer Abspielplattformen an. Von der Set-Top-Box über das Handy bis hin zum DVD-Player erfreut sich das Format einer breiten Unterstützung. Man sollte sich beim kommerziellen Einsatz von MPEG-4 aber auf jeden Fall vorher die Lizenzbedingungen des MPEG LA durchlesen (Zusammenfasung), auch wenn die freie Verbreitung über das Internet noch bis Ende des Jahres gesichert ist.
  • iPod (m4v): Je nach den Einstellungen der MPEG-4-Version ist es notwendig eine spezielle iPod/iPhone Version des Videos zu erstellen, da nicht alle MPEG-4 Profile auf diesen Geräten laufen.
  • WMV / Sonstige: In Abhängigkeit des Zielpublikums können weitere Formate von Nutzen sein. Das Windows Media Format, 3GP, DivX oder HD-Profile von MPEG-4 sind je nach Inhalt und Zielgruppe sinnvolle Ergänzungen.

Plattformen

Nach dem ersten Schritt hat man eine ganze Reihe an Videodateien, die darauf warten verbreitet zu werden. Will man nicht jedes Portal einzeln aufsuchen und das Video manuell hochladen erleichtern Tubemogul, Vidmetrix oder Hey!Spread die Arbeit. Während Hey!Spread lediglich den Upload auf die Portale übernimmt, tracken Tubemogul und Vidmetrix automatisch die Performance des Videos auf den verschiedenen Portalen.

Tracking Tubemogul

Leider unterstützen die Dienste nur die großen internationalen Videoportale (Hey!Spread kennt außerdem noch Sevenload), so dass der Upload zu den deutsche Seiten immer noch manuell erfolgen muss. Ein Tracking der deutschen Angebote ist leider ebenfalls nicht so einfach/komfortabel.

Videohosting

Neben der Breitstellung der Videos auf den üblichen Portalen, gilt es die Videos für die eigene Seite aufzubereiten und zu hosten. Dazu gibt es zwei kostenlose Dienste, die als Hostinglösung für die Videos dienen können.

Veoh ist einer davon, da dort standardmäßig in VP6 kodieren wird und zusätzlich in der kostenlosen Pro Version eine Konvertierung für den iPod inklusive ist. Mit VeohTV haben sie zudem einen interessanten Ansatz für die Verbreitung auf alternative Geräte und wer möchte kann sogar einen Preis für die Videos festlegen.

Die bessere Lösung in meinen Augen ist jedoch Blip.TV. Dort können für jede Episode und jeden Film beliebig alternative Datei-Formate hochgeladen werden.

Blip.TV Formate

Diese Dateien lassen sich auch wieder direkt ansprechen, so dass es möglich ist zum Beispiel die hochwertige FLV-Datei bei Blip.TV hochzuladen und anschließend genau diese Datei von Blip aus im eigenen Player auf der eigenen Seite abzuspielen. Blip.TV ist dabei lediglich der Hoster. Der einzige Kompromiss, den man bei dieser Lösung eingehen muss ist, dass es zum Teil kurz dauern kann bis der Server in den USA reagiert. Das ist beim Download sicherlich kein Problem, lediglich bei der Flash-Version kann es etwas stören. Neben dem Hosting liefert Blip für alle Episoden eine Statistik, die Abspielorte und bevorzugte Datei-Formate erkennen lässt.

Blip.TV Format zum Download

Man kann das Hosting natürlich auch selbst in die Hand nehmen (zumindest bis zu einer gewissen Größe), oder man greift auf Spezialisten wie MoreMX und Conserve zurück. Für die Wagemutigen kann auch Amazons S3 in Frage kommen.

Eigene Seite/Podcast

Neben der Präsenz auf den verschiedenen Portalen ist es wichtig die eigene Plattform beziehungsweise die eigenen Seite zu stärken. Wie bereits angesprochen kann dies über die bessere Qualität der Videos auf der eigenen Seite erfolgen. Aber auch ein Podcast oder Download-Versionen ziehen Besucher. Außerdem erlaubt es die eigene Seite, die verschiedenen Profile zu bündeln und einen zentralen Referenzpunkt zu erstellen.

Ein Blog leistet für diese Aufgabe wichtige Dienste. Erstens sorgt ein Blog dank der integrierten Suchmaschinenoptimierung dafür, dass Suchmaschinen zusätzliche Informationen zum Video zu indizieren, was dazu führt, dass die Videos besser gefunden werden. Zweitens kann man zum Beispiel mit WordPress in Kombination mit dem PodPress Plugin sehr einfach einen Podcast zur Show aufsetzen und verwalten. Das Hosting kann dabei ohne Probleme über einen externen Dienstleister erfolgen.Podcasting mit Podpress Drittens kann mit einem Blog auch außerhalb der einzelnen Episoden effektiv zum Thema oder darüber hinaus kommuniziert werden und viertens erlaubt es ein Blog über RSS und/oder eine angeschlossene Newsletterverwaltung ein Stammpublikum aufzubauen, das automatisch über neue Videos informiert wird.

Fazit

Die technische Distribution einer Webisode oder eines Videoblogs über alle Quellen und Kanäle hinweg ist aufwendig und erfordert einiges an konzeptioneller Überlegung sowie Abstimmungsarbeit zwischen den verschiedenen Diensten. Dieser Aufwand lohnt sich in meinen Augen nur, wenn der Produzent auch etwas aus diesem Aufwand zieht. Dies ist gegeben, wenn die Episoden kostenlos aber nicht umsonst angeboten werden. Das Ziel sollte es sein möglichst viele Transaktionen mit einem Video zu induzieren. Eine Transaktion kann dabei sein sich für den Newsletter anzumelden, das Blog, den YouTube-Kanal oder den Podcast zu abonnieren oder das Video Freunden zu empfehlen. Nur wenn es gelingt solche Transaktionen in ausreichendem Maße zu generieren gelingt es auch das Publikum mit dieser Strategie kontinuierlich zu steigern.

Der Kern des Vorgehens muss sein sich ein Stammpublikum zu erarbeiten, das unabhängig von äußeren Einflüssen (Werbung, Marketing, Qualität der Einzelfolge usw.) die Videos nachfragt. In diesem Zusammenhang müssen auch die Portale überwacht werden, denn wenn ein Video auf einem Portal zwar viele Abrufe generiert aber im nächsten Schritt keine Konversion im Sinne einer erweiterten Basis für das nächste Video erzeugt, sollte die Präsenz auf der Plattform hinterfragt werden. Deshalb ist in meinen Augen die wichtigste Kenngröße nicht die Abrufzahl einzelner Videos sondern die täglich generierte Reichweite auf den jeweiligen Plattformen aber auch Insgesamt.


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