Kino und die Demographie

Diese Woche ist der Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig und ich hab einige Veranstaltungen besucht. Die erste war Das kalkulierte Kinomarketing – Der demografische Wandel und der Film. Die Podiumsdiskussion war keine so richtige, weil alle Teilnehmer sich einig waren: Der Rückgang des letzten Jahres an den Kinokassen liegt nicht am Kernprodukt Film aber auch nicht an den Kinos. Woran er lag kam nicht so richtig zum Ausdruck. Aber das Haupthema war, wie schafft es die deutsche Filmwirtschaft die über 50 jährigen in die Säale zu locken. Die Antworten waren recht einfach (für mein Verständnis etwas zu einfach):

  • Man muss auf die einzigartige Emotionalität des Kinos setzen und das Kino als einmaliges Erlebnis wieder in den Vordergrund stellen.
  • Die „drei Affen“ Produktion, Verleiher und Kinos müssen sich an einen Tisch setzten und über Erfolgskonzepte nachdenken.
  • Die Kommunikation (Werbung) sollte längerfristig ausgerichtet werden und das Kinoerlebnis bewerben. Außerdem sollten Partnerschaften mit Multiplitkatoren forciert werden.

Für Alle, die sich extrem für Kinomarketing +50 interessieren und die lose Stichwörter und Tippfehler nicht abschrecken gibt es hier meine Notizen.

Redner: Felicitas Milke,Erich Pommer Institut, Rolf Bähr ehemals FFA, Dr. Andreas Kramer HDF, Rüdiger Oertel CineStar Leipzig, Hans Jörg Schütz Filmkommunikation, Alexander Thies BEST AGE BEST FILM, Frank Völkert FFA.

Einführung durch Hans Jörg Schütz:

– 50+ Kino demographie:
– Die Alten werden immer älter
– Bevölkerung nimmt ab
– immer weniger Junge
– immer mehr Alte
=> Demographischer Wandel
Das Kinopublikum ist im Vergleich zur Bevölkerung um einiges Jünger.
– Man muss die Alten gezielt bewerben
– bei den Alten gibt es ein größeres Potential
– die Alten haben mehr Geld und Zeit (Ruhestand)
– bei den Älteren gibt es kaum Konkurrenzmedien (DVD)
– Internet spielt bei ihnen keine große Rolle
– Sie kennen das Produkt Kino
– 60% bewerten das Kinoprogramm als Attraktiv
Kino bietet was Ältere wollen: Entspannung und Erlebnis in der Gruppe
– Das sind die Motivationsfaktoren und Bedürfnisse der Alten
– Die Chancen stehen also gut diese Gruppe zu erreichen
– Multiplexe sind nicht so für Ältere geeignet trotzdem hängt das Erlebnis vom Film ab.
– Ältere mögen Romantic Comedys: Die Kinder des Monsieur Matthieu hatte 43% >50 Jährige
– Gut gemachte Fime mit guter handlung und etwas älteren Darstellern ziehen
– Deutsche Filme sind überproportional beliebt, Art House Filme, Amerikanische, Action und Sci-Fi Filme sind problematisch
3 Faktoren um die Alten zu erreichen: Timing (viel früher bewerben, Filme länger im Kino halten), Kommunikation und Qualität
FAZIT: Es gibt Filme und Kinos für die Älteren es mangelt an der langfristigen Kommunikation. Und die muss die ganze Branche leisten.

Andreas Kramer zum Sachstand, Herausforderungen und Lösungsansätzen:
– Gläsener Besucher, sehr viele Daten (GfK), jede Menge Studien (Kinobesucher 2010, Motivationsstudie)
– Alle Daten liegen der FFA vor
– lt. FFA Daten steigerte sich auch bisher schon der Anteil der +50er am Kinopublikum
Fragen:
Welcher Film für welches Alter? Bedeutung des erlebnisraums Kino? Motivation der Best Ager (+50er)? Focus auf Film oder Erlebnisraum? Wie kann Emotionalität kommuniziert werden?
– Genres nach Alter: Spielfilm und Dokumentarfilm sind die wichtigsten für +50. Dramas und Komödien die besten Genres.
– Die +50er bevorzugen deutsche Filme aber sehen zum Teil auch Blockbuster
ältere Menschen wollen aktuelle Filime sehen; es gibt keinen Seniorenfilm; Seniorenkino ist kein Erfolgsmodell
– Es gibt die Ansätze aber die +50er müssen noch weiter begeistert werden
Stellschrauben:
Preis: Reduzierung spricht hauptsächlich unter 40jährige an
Erreichbarkeit des Kinos: Wichtig aber ken Hauptargument
Filmangebot: Wichtig
Service: Ist ihnen eigentlich egal; sie wollen nicht umsorgt werden. Höchstens den Film und ein „Goodie“
Zentral: Der Kinofilim ohne Belästigung
Kino als Ort der Entspannung. Kampagne: Kino bedeutet Emotionalität ohne Altersgrenzen.
Generische Kampagne der Filmwirtschaft in kombination mit lokalem Marketing gefördert von der FFA.

Diskussion??:

Bähr: Gauda Prinzip; die Generationen sollen zusammen den Film geniesen.
Thies: Sind die Inverstitionen in Filme wieder zu refinanzieren?
– Ein neues Publikum muss gewonnen werden. Viele Fragen? Andere Stoffentwicklung und konkrete Ausrichtung der Filme. Markenbildung der Produktionsfirmen zusammen mit Partnern. Filme für den internationalen Markt produzieren.
– Momentan werden Filme mit den Fernsehsendern abgestimmt jedoch nicht mit den Kinobetreibern. Fehlende Beziehung zum Kino.
Man sollte bereits bei der Entstehung eines Fimes mit der Kommunikation beginnen
Bähr:
– Fehlende Kommunikation ist ein Problem
– wie soll man mit den Filmen umgehen?
– Der Erlebnisort Kino muss ausgestaltet werden
– Leute wollen abgeholt werden ins Kino
96-2001 über 3Mrd Euro in neue Kinos und Säale investiert. Aber waren die Investitionen in Standard Multiplexe richtig?
– Einheitliche Formen erlauben keine Emotionalität
– Man muss den Erlebnisraum Kino aktivieren und den Zuschauer abholen.
– Sie wollen in den Film eingeführt werden.
Junge digitale Paläste < -> alte gemütliche Paläste
– Mit wem Kommuniziert man? Investoren (Hotels werden alle 10 Jahre renoviert) Kinos?
– Man muss pragmatische Antworten aus den Studien finden und dann Umsetzten
Oertel:
Schadet die Stategie der Majors das Kinofenster zu verkürzen dem Kino? Ja auf jedenfall. Sie wertet das Kino ab.
Kramer: Aber Kinogänger kaufen auch gern die DVDs zu den Filmen. Das Kino adelt einen Film. Diese Wertsteigerung könnte für eine erhaltung der Fenster sorgen.
– Filme verschwinden zu schnell aus den Kinos, so ist das Kino nicht mehr planbar.
– Der Druck kommt nicht von der DVD sondern vom PayTV, Fernsehen und Internet, die alle Inhalte benötigen.
– Jedes Jahr werden 430 Filme veröffentlicht, das ist zuviel.
Völker: Ist weniger mehr? Ja! Man braucht mehr Zeit um gute Filme auszuwerten. Es drückt immer ein neuer Film alte raus.
Die interne Kommunikation in der Filmbranche stimmt überhaupt nicht. Sie reden nicht miteinander (Produktion – Vertrieb/Verleiher – Kino)
Milke: Muss der Blick nicht verstärkt auf Zuwanderer gerichtet werden? Ausländer fallen bei allen Studien unter den Tisch. Es werden nur die Deutschen von der FFA gezählt.
Kramer: Die Emotionalität funtioniert auch bei Ausländern. Potentiale können durch eine Integrationsteil/arbeit genutzt werden.
Thies: – Filme werden zu sehr nach der Finanzierbarkeit produziert. Und hier besonders nach dem Geschmack der FFA und nicht nach dem des Zuschauers. Das Geld wir beim Zuschauer verdient! Nicht bei der Produktion!
Schütz: Wie muss in Zukunft mit dem Zuschauer kommuniziert werden?
– Anders. Nicht mehr nur im Kino oder in den Medien (der Jungen). Keine reinen Plakatkampagnen mehr.
– Zielgerichtetes Vorgehen
Filme über die enthaltenen Themen kommunizieren.
– Multiplikatoren gezielt mit Informationen füttern und diese zum Weitersagen animieren.
– Soziales Erlebnis ist dem Kino eigen und das muss kommuniziert werden.
Langfristige Bewerbung eines Films mit langfristigen Partnerschaften.
Kramer: Untergraben die Kampagnen der Majors diese Bemühungen?
– Nein man kann solche Kampagnen nicht verhindern. Aber der deutsche Film kann gezielter werben und das Erlebnis Kino kommunizieren.
– Völkert: Kann man aus anderen EU Ländern lernen?
– Nein. Wir haben den Vorteil, dass wir sehr viele Daten haben. Es herrscht eine Akzeptanz des Films, eine Akzeptanz des Produkts und es gibt kein Service Problem.
+50er wollen interessante Filme, sich wohlfühlen und ein angenehmes Erlebnis dazu muss man nicht ins Ausland sehen.
– Das Problem der Demographie wurde bisher in den Marketingabteilungen kaum wahrgenommen. Es gibt auch eine Bevölkerungsdynamik. V.A. eine Bevölkerungswanderung in den neuen Bundesländern wandern die Jungen (-2Mio) ab und die Alten bleiben.
Bähr: Es müssen sich die drei Affen zusammen setzten. Zahlen für alle Filme mit mehr als 200 000 Zuschauern liegen vor. Emotionen sind auch da. Die Chance druch Alte muss wahrgenommen werden. Kommunikation in Bezug auf das was Kino heißt muss gefördert werden.
viele großen Marketingbudgets werden verbrannt.
– Besser eine Werbung für das Kino, das Erlebnis nicht für den einzelnen Film.
Der Kinobetrieb ist ein Entertainer, der das lokale Publikum anspricht. Das muss verstärkt und unterstützt werden.
– Soziotop Kino muss neu verortet werden wird aber an sich überleben.
– Pragmatische Arbeit ist nun nötig, die Theoretische ist gemacht.
Thies: Wie reagiert ein Verleiher auf die Event/Spassgesellschaft?
– Überlegt sich wie er besser auf die Notwendigkeiten seiner Partner (Kinos) eingehen kann.
Der Verleiher wird versuchen die Filme früher zu aquirieren um einen längeren Vorlauf zu gewährleisten (Werbung)
– Der Verleiher begleitet das Produkt von Beginn?
– Der Verleiher sucht sich bessere Patner (Kinos)
– Der Verleiher tut gut daran sich mit Teams zu umgeben.
– Die Budgets sind kleiner können aber mehr Zuschauer ziehen.
– Verleiher muss Kino und Produzent an einen Tisch bekommen.
Schütz: Ältere gehen einmal überzeugt regelmäßiger ins Kino, das ist die Chance.


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