TV Experience im Web: alles an einem Ort.

Mit dem heutigen Relaunch von ARTE+7 bringt ARTE die TV Experience ins Netz und damit ein Projekt zum Abschluss, das ich von Anfang bis Launch begleiten durfte. Da einige der Erkenntnisse und Fragestellungen des Projekts durchaus nicht nur für ARTE gültig sind möchte ich ein paar der Überlegungen und Erfahrungen aus dem Projekt hier zusammenfassen.

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Zielsetzung

Begonnen hat alles mit der Fragestellung: Wie kann ARTE neue Nutzer jenseits der Fernsehzuschauer erreichen und gleichzeitig den Inhalt adäquat präsentieren? Bei näherer Untersuchung ergab sich, dass Nutzer im Netz ein fragmentiertes Bild von ARTE erhielten. Die Webseite spiegelte nur bedingt das aktuelle Programm wieder und es gab für jedes Programm mehrere Anlaufpunkte: Teaser auf der Homepage, Livestream, TV-Guide, Sendungsbegleitung bis hin zur Mediathek (ARTE+7). Das Erlebnis der Nutzer hing somit stark vom gewählten Einstiegspunkt ab. Je nach Zugang erhielten Nutzer mehr oder weniger Informationen und Medien. Demgegenüber steht die TV Experience. Die TV Experience …

  • … ist „on“ es kommt sofort ein Programm.
  • … bietet eine limitierte Auswahl.
  • … begleitet Zuschauer durch die Zeit.
  • … ist Gesprächsstoff & Common Ground.
  • … ermöglicht soziale Erlebnisse.

Somit ist die TV Experience im Kern sozial, programmiert und begleitend. Möchte man das Programm eines TV-Senders also ins Netz bringen sollte sich das Produkt daran orientieren. Aus diesen Überlegungen resultierte im September 2011 folgende Zielsetzung für das Projekt ARTE transportiert die TV Experience ins Netz, bündelt und konsolidiert die Inhalte rundum einzelne Sendungen und bietet offene Schnittstellen für Entwickler und Partner.
TV-Guide-Konzept

Diese Zielsetzung bedeutet die Auflösung der Trennung von Livestream, Programmbegleitung, TV-Guide und Mediathek. All diese Informationen und Medien werden auf einer Seite zusammengefasst und den Nutzern gebündelt je Programm angeboten.

Umsetzung

Daraus folgen verschiedene Herausforderungen bei der Umsetzung. An dieser Stelle möchte ich besonders auf den Content Lifecycle, ein Programm eine URL, die zentrale Programmdaten API und die Userexperience eingehen.

Content Lifecycle

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Aggregiert man alle Informationen und Medien zu einem Programm wird schnell klar, dass zu keinem Zeitpunkt alles verfügbar ist: der Livestream ist nur zur Ausstrahlung vorhanden, die ARTE+7 Videos in der Regel nur sieben Tage nach Ausstrahlung und zu machen Zeitpunkten gibt es noch nicht einmal ein Bild. Eine Programmseite muss also sowohl wachsen als auch schrumpfen können. Diese Anforderung wurde mit zwei Logiken umgesetzt.

full-vs-min Zum einen besteht die Seite aus Inhaltsmodulen, die bei Bedarf angezeigt werden. So bestimmt der vorhandene Inhalt (Videos, Bilder, Texte etc.) den Umfang der Seite.

Zum anderen verfügt jedes Programm über einen Content-Lifecycle, der sich im Kopf der Seite widerspiegelt. Dort wir jeweils der hochwertigste Inhalt angezeigt. Wenn das Programm läuft wird dort z.B. der Livestream angezeigt oder das ARTE+7 Video nach Ausstrahlung. Mittlerweile umfasst der Lifecycle bei manchen Programmen bis zu 10 Stati und berücksichtigt seit neustem auch, dass ARTE+7 Videos bereits 5 Minuten nach Ausstrahlungsbeginn verfügbar sind (Instant-Replay). Das besondere am Lifecycle ist, dass er nicht nur auf der ARTE Seite funktioniert sondern auch eingebunden werden kann. Embedded man also ein ARTE Programm enthält der Embed ebenfalls immer den hochwertigsten Inhalt:

Ein Programm, eine URL

Jedes Programm erhält eine eindeutige Adresse unter der Nutzer jederzeit alle verfügbaren Informationen zum Programm erhalten. Dies ist besonders im Hinblick auf das Social Web von Bedeutung. Wurde bisher ein Link zur Programmankündigung geteilt konnten die Nutzer nach der Ausstrahlung damit nichts mehr anfangen. Dank des Content-Lifecycles behalten die URLs ihren Wert und der gesamte Traffic sowie die komplette Konversation auf der Seite und im Social Web rund um ein Programm werden gebündelt. Die URL ist also die Linse, die Besucherströme und Konversation fokussiert.

Programmdaten API

Die vielen Statis im Lifecycle deuten die Komplexität an, die hinter dieser Entwicklung steht. Die komplette Umsetzung war nur möglich, weil eine neue Programmdaten API für die Applikation entwickelt wurde, die direkt an die Programmdatenbank angeschlossen ist. Die API aggregiert alle Daten und managed als Logik im Hintergrund die Komplexität. Das schöne an dieser neuen Schnittstelle ist, dass sie nicht nur für die Programmdaten auf der ARTE Seite verantwortlich ist sondern auch in den verschiedene Apps von HbbTV bis XBox zum Einsatz kommt. Gerade die Entwicklung von Apps wurde durch die Schnittstelle erheblich beschleunigt. Letztes Jahr beim TV Hackday in Berlin konnten zudem erste externe Entwickler die neue Schnittstelle testen.

Fokus auf die Userexperience

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Eine zentrale Erkenntnis ist, wenn ARTE seine Inhalte nicht hochwertig darstellt tut es niemand anderes. Es gibt im Netz unzählige Seiten, die das TV-Programm abbilden und sich dabei gegenseitig überbieten mehr Werbeanzeigen auf der Seite unterzubringen. Hier gilt es ein Gegengewicht zu schaffen und den Nutzern ein hochwertiges Umfeld zum Entdecken und Konsumieren der Inhalte zu bieten.

tv-guide-relaunch-arte6 Deshalb fokussiert sich die Seite sehr stark auf den jeweiligen Programminhalt. Für die verschiedenen Nutzungssituationen werden unterschiedliche Einstiege (ARTE+7, Programm) angeboten wobei es sich bei den Einstiegen lediglich um angepasste Darstellungen der gleichen Inhalte handelt. Zudem wurde die komplette Seite responsive umgesetzt, so dass auch mobile Nutzer auf ihre Kosten kommen.

Erste Ergebnisse

Während ARTE+7 gerade erst online ging, ist der TV-Guide schon seit Ende Februar online, so dass es erste Erkenntnisse aus der Umstellung gibt.

  • likes-tweetsDie Likes und Tweets zu den Programmen haben die Erwartungen deutlich übertroffen. Vierstellige Likezahlen auf Programme sind keine Seltenheit – und das obwohl ARTE+7 noch nicht auf diese Seiten verwiesen hat. Nach der Umstellung dürften diese Zahlen nochmals deutlich steigen.
  • kommentare-tv-guideEs gelingt Gesprächsstoff zu erzeugen und den Nutzern soziale Erlebnisse im Netz zu vermitteln. Einerseits über das Sharing in Sozialen Netzwerken und andererseits über die Kommentarfunktion, die zum Teil rege genutzt wird.
  • Die Verweildauer auf den Seiten konnte deutlich gesteigert werden. Die Nutzer verbringen dank der Medieninhalte doppelt soviel Zeit im TV-Guide wie zuvor. Diese Zahl wird nach der ARTE+7 Integration sehr wahrscheinlich noch einmal deutlich steigen.
  • Alle Daten kommen aus einer Hand. Die Programmdaten werden nicht mehr für einen Ausspielweg aufbereitet sondern zentral in der Programmdatenbank erstellt und dann über die Schnittstelle ausgespielt.
  • Die Seiten sind gute Linkziele. Verschiedene Blogs und Foren embedden und verlinken die Seiten und sorgen so für eine deutliche Reichweitensteigerung der Programmseiten.

Fun facts – Learnings

Neben den großen Ergebnissen gab es auch einige Learnings. Filmfans lieben Jahreszahlen und Details. Im ersten Release waren Produzent und Jahreszahl nicht präsent, was zu einigen kritischen Kommentaren führte.

mobile-vs-desktop

Mobil ist die Zukunft – sie braucht aber noch etwas. Das Mobil-Paradigma hat es noch nicht auf den Desktop geschafft. Responsive braucht Zeit und ist aufwändig zum Testen. Responsive hat viele Vorteile aber bei der Entwicklung zeigt sich, dass sich der Testaufwand deutlich erhöht – vor allem, wenn sich bei den Breakpoints mehr ändert als die Anordnung und Größe von Boxen.

TV Experience im Web

Um noch einmal auf die TV Experience zurück zu kommen, diese wurde wie folgt umgesetzt. Die Applikation …

  • … fokussiert auf das Programm als zentrales Element.
  • … bietet die selbe Auswahl wie im linearen.
  • … begleitet Zuschauer mit dem Content-Lifecycle durch die Zeit.
  • … ist dank Social Networks und eindeutiger URLs Gesprächsstoff & Common Ground.
  • … ermöglicht soziale Erlebnisse über Diskussionen in den Kommentaren und Blogs.

Die Entwicklung an der Applikation ist noch nicht abgeschlossen und es gibt noch einige Features, die auf der Roadmap stehen aber ich bin davon überzeugt, dass die momentane Version ein sehr guter erster Schritt ist.

Dankeschön

An dieser Stelle deshalb ein Dankeschön an die Projektbeteiligten: Elise Mercier (Projektleiterin), Matthieu Breen (Technischer Projektleiter), Sébastien Cappe (Design), Kreuzwerker (Frontendentwicklung: TV Guide), Yann Klis (Frontendentwicklung: ARTE+7), Benjamin Fischer (Projektsponsor) und Florian Hager (Projektsponsor).


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