YouTube = Kommunikation

Heute hat das European Media Art Festival in Osnabrück begonnen, auf dem ich am Samstag einen Vortrag zum Thema Videoportale im Internet. Das Fernsehen von Morgen? halten werde. Als kleinen Appetithappen gibt es schon einmal vorab den ersten von drei Gründen für das Fernsehen.

Wer den Vortrag live und in Farbe erleben will kommt am Samstag um 12:30 Uhr ins Haus der Jugend in Osnabrück. Die Folien und zehn weitere Punkte gibt es dann ab nächster Woche hier im Blog zum Nachlesen.

YouTube = Kommunikation

Die meisten kennen die Situation: Nach dem Wochenende kommt man zur Arbeit und wird gefragt, hast du „Wetten dass?“ gesehen? Während meiner Schulzeit war zum Beispiel immer enorm wichtig TV Total gesehen zu haben um überhaupt am Gespräch in der Pause teilnehmen zu können.

In Amerika gibt es für diese Art der Kommunikation und Themensetzung einen Ausdruck. Man spricht dort vom Watercooler Effekt des Fernsehens, da anscheinend in Amerika die interessantesten Bürogespräche immer am Wasserspender stattfinden.

Der Watercooler Effekt des Fernsehens funktioniert in letzter Zeit jedoch immer schlechter. Die Kommunikation im Büro aber auch im Freundeskreis wird zunehmend technisiert. Heute verbreiten sich Nachrichten und Mitteilungen sehr schnell über Emails, Instant Messenger, Blogs und Soziale Netzwerke. Dadurch entsteht eine räumliche und semantische Lücke zwischen den Kommunikationspartnern die die ungestörte Unterhaltung über das Fernsehprogramm schwierig machen. Eine komplette Szene in eine Email zu schreiben ist nicht nur unpraktisch sondern lässt trotz großer Anstrengungen am Ende immer noch zu wünschen übrig.

Hinzu kommt noch eine zeitliche Lücke, die dadurch entsteht, dass immer mehr Menschen Fernsehen nicht mehr zur vorgegebenen Zeit sehen, sondern es zum Beispiel mithilfe von digitalen Videorekordern aufnehmen. Dies ist vor allem in den USA sehr verbreitet wo bereits fast jeder Fünfte über einen Digitalen Videorekorder verfüg. In Deutschland ist die Entwicklung noch nicht so weit. Die Fragmentierung des Angebots und der Interessen findet jedoch auch in Deutschland statt. So kann man nicht mehr ohne weiteres davon ausgehen, dass der Gesprächspartner die Sendung auch gesehen hat.

Diese Lücken bei der Kommunikation schließen YouTube und die anderen Videoportale indem dort die entsprechenden Stellen aus dem Fernsehprogramm einfach hochgeladen werden. Anschließend kann man sich in Emails, Instant Messenger oder Blogs darauf beziehen. Natürlich lädt nur ein kleiner Prozentsatz die Videos hoch doch die Intention hinter dem Bezug auf die Videos bleibt bei den Nicht-Uploadern die selbe.

Die Videos werden also nicht hochgeladen um Copyrights zu verletzen, das Fernsehen zu ersetzen oder die Produzenten zu schädigen sondern lediglich um sich über die entsprechende Szene aus der Sendung unterhalten zu können – und das möglichst im digitalen Umfeld. YouTube unterstützt die Kommunikation über das Fernsehen und multipliziert den analogen Watercooler Effekt um ein vielfaches.

Die Auswirkungen dieses hyper-effizienten Watercooler Effekts konnte man bei der NBC-Show Saturday Night Live beobachten. Durch die Verfügbarkeit verschiedener Ausschnitte des Latenight Comedy Formats auf YouTube erreichte NBC plötzlich eine ganz neue Zuschauerschicht. Besonderen Ruhm erntete dabei der „Lazy Sunday Rap“, der allein mehr als fünf Millionen Mal auf Youtube gesehen wurde. Diese Zuschauer kannten bis dato weder das Format noch waren sie besonders NBC affin. Das Ende vom Lied ist etwas unrühmlich. Die Quoten von SNL stiegen aber NBC bekam kalte Füße und ließ das Video zusammen mit weiteren 500 Videos von YouTube entfernen.

Mittlerweile hat NBC eine Partnerschaft mit YouTube genauso wie andere namhafte Sender wie CBS oder die BBC. Aus Deutschland haben die Kinowelt und die Deutsche Welle bereits offizielle Inhalte auf YouTube. Diese Sender haben erkannt, dass YouTube ihren Inhalten zu neuen Zuschauern verhilft und man YouTube gut für Promotionzwecke einsetzen kann.

Doch nicht nur Fernsehclips sondern auch viele User Generated Videos dienen hauptsächlich der Kommunikation. Urlaubsvideos, Videoblogbeiträge oder sportliche Leistungen werden hochgeladen um anderen eine Botschaft zu vermitteln. Seien es Eindrücke aus dem Urlaub, persönliche Befindlichkeiten oder eben die Selbstdarstellung. Diese Inhalte würden es in der Form nie ins Fernsehen schaffen. Die Videoportale haben für diese Inhalte eine ganz neue Plattform geschaffen auf der oftmals kleinste Gruppen sich mithilfe von Videos austauschen können.

Auch diese Form ist für das Fernsehen unbedenklich und stellt keine Bedrohung dar. Mit diesen beiden Faktoren sind mindestens zwei Drittel der Inhalte der Videoplattformen entweder unbedenklich oder förderlich für das Fernsehen.


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