Wenn Videohosting zur Selbstverständlichkeit wird.

Rund zwei Jahre nach der Gründung von YouTube wird es immer selbstverständlicher Videos ins Internet zu laden. Doch nicht nur die Videos nehmen zu sondern auch die Videohoster:

YouTube, Sevenload, Indie Features, VideoEgg, Google Video, MySpace Video, MSN Soapbox, UnCut, Lulop, Ning, vPod.tv, Dailymotion, CastPost, ClipShack, Grouper, Revver, Vimeo, vSocial, Audioblog, Blip.TV, iFIlm, gabbr.com, MyVeo, Vobbo, Zippy Videos, PhanFare Kewego, Gotuit, Break, Heavy

Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den im Wiki gelisteten Videohostern. Fast täglich kommen neue Anbieter hinzu. Die neuen Videohoster versuchen sich meist in einer Nische, doch selbst „extreme“ Nischen wie Prono- und Gewalt-Videos sind mittlerweile doppelt und dreifach besetzt.

Videohosting aus der Box?

Neben Open-Source-Lösungen gibt es seit Neustem mit OS Tube sogar eine Software mit der man einen Videohosting-Service aus der Box realisieren kann. Oder besser gesagt könnte, gäbe es da nicht das kleine Problem der Bandbreiten und der Videoauslieferung, denn die Software bricht ohne Spezialanpassung bei zweistelligen Nutzerzahlen in sich zusammen. Diese Klippe hat der Anbieter natürlich geschickt umschifft, denn OS Tube muss auf dem Kundenserver installiert werden und die wenigsten Kunden werden sich zu Beginn Gedanken über die Skalierung und die wirklich benötigte Serverleistung machen.

Das Beispiel zeigt eine wichtige Grundlage für einen erfolgreichen Videohoster. Die technische Auslieferung der Videodateien muss zuverlässig und hochwertig geregelt werden. Dabei geht es zuerst darum, dass die Videos möglichst schnell und problemlos an eine Vielzahl von Usern gelangen. Die Quality of Service (QoS) – die Fähigkeit Videodateien ohne Unterbrechung und in ausreichender Geschwindigkeit zum Benutzer zu übermitteln – ist neben dem Abspielverhalten und der Bildqualität der Videos die entscheidende Variable für den Benutzer. Gerade die QoS zu gewährleisten ist eine enorme technische Herausforderung und selbst YouTube schafft es nicht immer. Bestes Beispiel neben eigenen Erfahrung sind Programme, wie der Speedbit Video Accelerator, der verspricht YouTube-Videos so zu laden dass ein Abspiel ohne ruckeln und warten möglich ist.

Content-Delivery und Quality of Service

Um Inhalte in einer guten Qualität auszuliefern und die Skalierung zu meistern gibt es zwei Möglichkeiten. Die kostspieligere Alternative ist es Inhalte mithilfe eines Content-Delivery-Networks auszuliefern. Die Angebote von Limelight (YouTube, MyVideo, BrightcoveBTW lustige Startseite;)), Akamai (Videoegg) und natürlich die billigste Lösung Amazon S3 (Cruxy) sorgen dafür, dass die Videodateien sauber und schnell Ausgeliefert werden. Allerdings zahlt der Videohoster hierfür erhöhten Bandbreitenpreise und vor allem sind diese Networks in Deutschland nicht immer optimal ausgebaut, so dass zum Teil die Daten aus weit entfernten Rechenzentren angeliefert werden müssen.

Die zweite Alternative ist es ein eigenes Content-Delivery-Network (CDN) aufzubauen (Sevenload, Clipfish?, Zeec?). Technologisch ist dies natürlich um einiges Aufwendiger als die Integation eines externen Dienstleisters, aber dafür bietet ein solches Netzwerk mehr Kontrolle und einen strategischen Vorteil, da es dem Videohoster neue Angebotsmöglichkeiten erschließt.

Ach ja und eine P2P-Distribution ist zwar nett gemeint aber bis jetzt konnte mich Joost (The Venice Project) noch nicht überzeugen. Die Umschaltzeiten, bzw. Nachladezeiten bei einem neuen Clip sind einfach zu lange, so wird das nichts mit der Konkurrenz zum Fernsehen. Und selbst dieses Konzept setzt auf Zentraleserver, die bei Engpässen in die Presche springen.

DIY für Rechteinhaber

Warum ein eigenes CDN einen strategischen Vorteil darstellt zeigen die Entwicklungen der letzten Zeit. Die Tendenzen unter den Rechteinhabern eigene Plattformen aufzubauen und zu pushen nehmen stark zu. Da die Videohosting-Technik für diese neuen Spieler auf jedefall beherrschbar ist, fehlt ihnen nur noch ein Content-Delivery-Network um einen ernstzunehmenden Konkurrenten aufzuziehen. Daraus ergibt sich eine interessante Situation: Die Rechteinhaber setzen YouTube und anderen Videohostern ihre eigenen Dienste, die bis ins Detail die selben Features bieten, als Konkurrenz vor die Nase und sorgen gleichzeitig dafür, dass ihre Inhalte bei den Videohostern gelöscht werden. In Deutschland zeigt sich an Clipfish und MyVideo, was die geballte Marketingpower der Fernsehsender zu leisten im Stande ist. Mal sehen was passiert, wenn sich das in den USA herumspricht.

Erste Umsetzung in den USA gibt es bereits, das bekanntestes Beispiel ist sicherlich Viacom, die YouTube unter anderem deshalb dazu aufgefordert haben 100 000 Videos zu löschen um Seiten wie ComedyCentral usw. zu fördern. Scott Karp bringt die Entwicklung wunderbar auf den Punkt:

Anyone with any kind of professional interest in their video content will soon realize that YouTube’s platform is increasingly a comodity, and that if your content is 1) really good, and 2) embedable, you’re pretty much good to go, regardless of which platform you use.

Das Schöne an dieser Entwicklung ist, dass sie genau die Dienste am härtesten treffen wird, die bisher am meisten vom Copyright-Marketing (Coyprights sehr locker handhaben), wie es Robert so schön nennt, profitiert haben. Durchaus vorstellbar, dass sich durch ein Entfernen aller geschützter Videos der große Vorteil von YouTube – nämlich einfach alles zeigen zu können – verflüchtigt und wir eine hoch fragmentierte aber dafür homogenere Videolandschaft erleben, aus der sich dann Aggregatoren in Form von Suchmaschinen und Playlistanwendungen entwickeln.

Ganz nebenbei können Videohoster mit einem eigenen Content-Delivery-Network von dieser Entwicklung profitieren, indem sie ihr Know-How und ihre Technik in die Lösungen der Rechteinhaber z.B. (aber nicht nur) in Form von Whitelabel-Lösungen einbinden. Brightcove übernimmt schon jetzt die Auslieferung der Musikvideos von Sony BMG und natürlich ist zu erwarten, dass sich die anderen Plattenfirmen ähnliche Lösungen überlegen.


Weitere Fragen?

Haben Sie Fragen zu meiner Tätigkeit oder benötigen meine Unterstützung?

info@gugelproductions.de