Triple Play gefährdet die Netzneutralität

Dem Triple Play wird in den kommenden Jahren ein enormes Wachstumspotential vorraus gesagt. Vorangetrieben durch die technische Annäherung der beteiligten Dienste Telefon, Frensehen und Internet wird ein solches Angebot immer attraktiver.

Triple Play
bedeutet in seiner Reinform, dass Fernseh-, Telefon- und Internetdaten über das Internet Protokoll mit Hilfe einer Breitbandleitung übertragen werden.

Beim Tripe Play werden keine verschiedenen Anschlüsse für Telefon, Fernsehen und Internet benötigt, sondern jeder Haushalt wird nur noch an das Internet per Breitbandverbindung angeschlossen. Fernsehen (IPTV) und Telefongespräche (Voice over IP) werden dann per Internet Protokoll übertragen. Momentan ist das Triple Play in dieser Form (zumindest in Deutschland) noch nicht soweit. Vielmehr handelt es sich im Moment beim Triple Play eher um einen Marketingbegriff, der die drei Dienste zusammenfasst.

Die Triple Play Anbieter kommen aus zwei unterschiedlichen Lagern zum Einen sind da die Kabelnetzbetreiber, die sich ins Telekommunikationsgeschäft wagen, und zum Anderen gibt es die Telekommunikationsfirmen, die sich ins Fernsehgeschäft wagen. Momentan haben die Kabelnetzbetreiber, wie Kabel Baden-Württemberg oder Kabel Deutschland die besseren Karten. Sie bieten bereits Triple Play in abgespeckter Form an. Dabei sind Leitungen gesplittet, das heißt es gibt einen Breitbandkabelanschluss für Internet und Telefongespräche und das Fernsehen wird weiterhin traditionell über das Kabel übertragen, also noch nicht per IPTV.

Den Telekommunikationskonzernen auf der anderen Seite fehlen bisher noch die Fernsehübertragungsrechte, damit sie ein Triple Play anbieten können. Momentan bieten die Telekom und Arcor als Ersatz nur Video on Demand an. Da ist die Telefonica schon weiter sie hat sich gerade erst die IPTV Rechte der RTL Group gesichert und möchte ein entsprechendes vollwertiges Triple Play Angebot im zweiten Halbjahr starten. Die Telekom ist derweil noch in Verhandlungen mit den verschiedenen Sendern.

Die Gefahr für die Netzneutralität

Prinzipiell klingt das Triple Play sehr attraktiv. Nur noch ein Anschluss und nur noch eine Rechnung machen das Leben doch leichter. Aber es gibt auch Probleme zum einen wollen vor allem die Telekommunikationsfirmen mit dem Triple Play ihre großen Internetanschlüsse los werden. Wer braucht schon zum normalen Internetsurfen einen 16Mbit/s oder gar 50 Mbit/s Anschluss? Da kommt das Triple Play sehr gelegen, denn nur über Film und Fernsehen können solche Anschlüsse an den durchschnitts Kunden gebracht werden.

Ein weiteres Problem ist, dass durch das zunehmende Triple Play natürlich insgesamt mehr Bandbreite benötigt wird. Das heißt nicht nur die Endkunden brauchen bessere Anschlüsse, sondern auch alle Knotenpunkte müssen ausgebaut werden, damit die Datenmengen des IPTV reibungslos ausgeliefert werden können. Und da sind wir schon beim Problem der Netzneutralität.

Indem die Netzbetreiber (Kabel als auch Internet) zu Contentanbietern werden kommt es zu einem Konkurrenzkampf mit etablierten Contentanbietern, wie Google, Yahoo, Movielink oder Apple. Denn warum nicht über die tolle neue 50 Mbit/s Leitung amerikanisches oder englisches Fernsehen sehen? Oder warum den Video-on-Demand-Dienst der Telekom nutzen, wenn es die Filme bei Apple günstiger gibt? Daran haben die Netzbetreiber natürlich kein Interesse und deshalb werden schon Möglichkeiten ausgelotet, wie die Investitionen in die Infrastruktur refinanziert werden können. Dazu wollen die Netzbetreiber an den Gewinnen der freien Contentanbieter teilhaben und gelichzeitig ihre eigenen Dienste schützen. Da erscheint der Weg der Telekom, die ihre Inverstitionen mit einem staatlich anerkannten Monopol schützen will geradezu harmlos. Derweil entbrennt in Amerika gerade eine heiße Diskussion zwischen Contetnanbietern und Netzbetreibern über die Netzneutralität.

Netzneutralität
bezeichnet den Zustand in dem alle Datenpakete von den jeweiligen Netzbetreibern gleich behandelt werden. Das bedeutet insbesondere, dass keine Datenpakete bevorzugt ausgeliefert werden und keine Internetdienste blockiert oder verlangsamt werden.

Um von der Netzneutralität loszukommen beschwören die Netzbetreiber gern das Bild eines Staus herauf, der durch Fast Lanes (Bevorzugte Leitungen) gegen Gebühr umgangen werden kann. Wer also seinen Kunden schnelle Filmdownloads anbieten will, soll künftig extra bezahlen. Angeblich ist Movielink schon in Verhandlungen mit BellSouth, die 10% der 3-5 Dollar pro Download für die bevorzugte Auslieferung verlangen.

Allerdings erinnert mich das ganze Konzept eher an den im Mittelalter praktizierten Wegezoll, denn sowohl die Endkunden (in Form des DSL Anschlusses) als auch die Contentanbieter (in Form von Traffic) haben bereits für den Internetzugang bezahlt und nun wollen alle, die in der Mitte sitzen auch noch ein Stück vom Kuchen. So was kann nicht gut gehen, denn wer entscheidet welcher Inhalt schneller ans Ziel kommt? Und werden Filmdownloads von Movielink trotz Gebühr jemals so schnell sein als solche von BellSouth? Ich denke aus der Aussage von Verizon „It [Google] is enjoying a free lunch that should, by any rational account, be the lunch of the facilities providers.“ kann man mehr als ein bißchen Neid herauslesen. Es wird dem Internet nicht gut bekommen, wenn solche Firmen als Gatekeeper fungieren.

Daniel Berninger malt aus was passiert, wenn die Netzneutralität verloren geht. „Eliminating network neutrality means giving one participant in the value chain a tool to extract a greater share of revenues without delivering greater value.“ Nicht mehr die Internetnutzer entscheiden, welches Angebot das Beste ist, sodern die Netzbetreiber mit ihren eigenen Interessen.

Die Netzbetreiber und vor allem die Telekommunikationskonzerne müssen sich bewegen um mit den Entwicklungen Schritt zu halten. Sollten sie jedoch an der Wegzoll-Idee festhalten erwartet uns ein Machtkampf an dessen Ende hoffentlich die Netzneutralität steht.


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