Serie Filmdownloads II: Vergleich mit der Musikindustrie

Die Musikindustrie hat eine turbulente Zeit hinter sich und man kann annehmen, dass auf die Filmindustrie ähnliche Zeiten zukommen. Und da will natürlich jeder Verantwortliche der Filmindustrie die „Fehler der Musikindustrie“ vermeiden. Allerdings sind die „Fehler der Musikindustrie“ mehr zum geflügelten Wort geworden, als dass sie analysiert und vermieden wurden. Deshalb soll nun ersteinmal geklärt werden welche Versäumnise es in der Musikbranche gab anstatt mit einem schwammigen Begriff Erkenntnisse für die ilmindustrie herzuleiten. Anschließend wird geprüft welche Lehren die Filmindustrie aus der Entwicklung der Musikindustrie ziehen kann.

Die Situation der Musikindustrie

Die Filmindustrie steht im Moment Problemen gegenüber, mit denen die Musikbranche schon seit Jahren zu kämpfen hat. Durch die technischen Entwicklungen des CD-Brenners, des (illegalen) Internetdownloads sowie der Peer-to-Peer Netzwerke, war es für Konsumenten einfacher illegal an Musik zu gelangen als diese legal zu erwerben.1 Sobald Inhalte veröffentlicht werden, werden diese digital kopiert oder aus dem Internet heruntergeladen. Die Reaktion der Musikindustrie auf diese Entwicklungen war an Hilflosigkeit kaum zu überbieten. Anstatt die Nachfrage nach Musikdownloads zu befriedigen sträubte sich die Musikindustrie lange Zeit dagegen oder machte Angebote, die wegen immenser Restriktionen2 der Downloads für die Konsumenten uninteressant waren. Das beste Beispiel hierfür ist die Onlineplattform Phonoline. Die im März 2003 mit großen Erwartungen gestartete Plattform der Plattenindustrie wurde bereits im September 2004 wieder eingestellt, da zu wenige Titel verkauft wurden.3 Zusätzlich zum wirtschaftlichen Misserfolg verspielte die Musikindustrie viele Sympathien der Verbraucher indem sie schlecht zu vermittelnde Gerichtsprozesse gegen Jugendliche-Downloader führte. So wurde aus der Strategie der Musikindustrie ein Negativbeispiel.4
Dieses Dilemma der Musikindustrie wurde mit der Einführung des iTunes Music Stores von Apple gelöst. Dort können Konsumenten zu einheitlichen Preisen Musikstücke erstehen über die sie weitgehend frei verfügen können, da die Restriktionen nicht so extrem gehalten sind.5 Da Apple mittlerweile 75% des Downloadgeschäfts kontrolliert, befindet sich die Musikindustrie nun allerdings in einer Abhängigkeit, die sich im Moment besonders beim Preisschema niederschlägt. Plattenfirmen wünschen eine flexible Preisgestaltung für Musikstücke um für populäre Musikstücke mehr berechnen zu können. Doch gerade in diesem Punkt lässt Apple (noch) nicht mit sich verhandeln und hält am starren Preisschema fest. Die Musikindustrie hat damit die Freiheit der Preisgestaltung aus der Hand gegeben, was zu zunehmender Kritik an Apple führt.6

Hauptkritikpunkte an Musikdownloadstores

Einschränkungen durch das Digital Rights Management stellen den größten Kritikpunkt an den derzeitigen Downloadangeboten dar. Generell fehlt es hier zum größten Teil an Aufklärungsarbeit, durch die dem Kunden dieses neue Prinzip beim digitalen Eigentum näher gebracht wird.7 Des Weiteren warnen Analysten vor steigenden Preisen, die legale Downloader wieder zu illegalen Angeboten wechseln lassen könnten.8 Technische Probleme mit den Downloadstores, wie abgebrochene Downloads, Inkompatibilität mit Abspielgeräten und verschieden Formaten sind weitere Probleme, die zur Unzufriedenheit bei den Konsumenten führen.9

Lehren der Musikindustrie

Um ein erfolgreiches Filmdownloadangebot zu starten gilt es zuerst die Fehler der Musikindustrie zu vermeiden. Die Bedrohung für die Filmindustrie hat in letzter Zeit enorm zugenommen, da sowohl leistungsfähigere Codecs zur Komprimierungs, als auch größere Bandbreiten sowie Tools zum einfachen kopieren von DVDs weit verbreitet sind.10 Somit ist eine ähnliche Entwicklung wie bei der Musikindustrie nicht mehr so weit entfernt. Doch die Filmindustrie hat erste Lehren für das Marketing gezogen. So wird vor allem auf Aufklärung gesetzt und die rechtlichen Möglichkeiten mit mehr Feingefühl ausgeschöpft, als dies bei der Musikindustrie der Fall war. Die Filmindustrie vermied es bisher Endverbraucher gerichtlich zu verfolgen.11 Auch wurde eine variablere Preisstruktur bei DVDs mit günstigen Angeboten geschaffen um dem Konsumenten entgegen zu kommen. Nun ist der nächste logische Schritt diese Angebote auch auf das Internet in Form eines Downloadstores auszuweiten. Gerade beim Kampf gegen illegale Downloads ist es wichtig dem Konsumenten eine Vielzahl von Möglichkeiten zum legalen Erwerb des Produkts zu geben. Natürlich befürchtet die Filmindustrie durch einen Internetvertrieb den DVD-Handel, ihre Haupteinnahmequelle, zu kannibalisieren. Doch kostet die Filmindustrie die Piraterie schon jetzt ungefähr $ 3 Milliarden und illegale digitale Kopien noch einmal $ 3 Milliarden.12


1 Vgl. Deloitte Development LLC (Hrsg.): Facing Piracy. Digital Theft in the Filmed Entertainment Industry. 2004.
Als PDF: us_pswm&e_piracystudy_033004rev.pdf, S. 8.

2 Oft nur wenige Brennvorgänge oder gar keine.

3 Vgl. Theurer, Marcus: Musikindustrie gibt Online-Vertrieb Phonoline auf. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.09.2005. Zugriff: 01.11.2005.

4 Vgl. Guillou, Bernard: Online-Filmvertrieb. Studie durchgeführt für die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle. 2004.
Als PDF: filmsonline_guillou.pdf.de.pdf, S. 39.

5 Vgl. PricewaterhouseCooper (Hrsg.): The Broadband Future. Interactive, Networked, and Personalised. 2004.
Als PDF: EuroBroadband.pdf, S. 7.

6 Vgl. Leeds, Jeff: Apple, Digital Music’s Angel, Earns Record Industry’s Scorn. In: The New York Times, 27.08.2005. Zugriff: 01.11.2005.

7 Vgl. Dufft, Nicole: INDICARE Consumer Survey on Digital Music Published. 2005. 01.11.2005.

8 Vgl. Effenberger, Fritz: Studie: überhöhte Preise für Musikdownloads fördern Piraterie. In: PC Professional, 30.09.2005. Zugriff: 01.11.2005.

9 Vgl. Allen, William: Online music lovers ‚frustrated‘. In: BBC News (Online), 25.04.2005. Zugriff: 01.11.2005.

10 Vgl. Deloitte Development LLC: (2004), S. 13.

11 Vgl. Guillou, Bernard: (2004), S. 39.

12 Vgl. Deloitte Development LLC: (2004), S. 9.

Nach dieser etwas längeren Folge werden die nächsten Ausgaben wieder Überschaubar. Ich wollte den Themenkomplex aber nicht auseinaderreisen oder durch mehrere Beiträge in die Länge ziehen und deshalb einmal richtig. In der nächsten Folge geht es um die Motive die hinter illegalen Downloads und Kopien stehen.


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