IPTV vs. InternetTV die 2. Runde.

Nachdem ersten Versuch das Thema zu fassen folgen nun Überlegungen zu der Wirtschaftlichkeit und den Chancen von IPTV und Internet TV.

Die Telekom und Microsoft haben gerade verkündet, dass sie bei der Errichtung des IPTV Services der Telekom zusammenarbeiten. Neben zusätzlichen Marektingbemühungen, um den Deutschen IPTV schmackhaft zu machen, liefert Microsoft die Software Plattform Microsoft TV, über die das IPTV Angebot der Telekom abgewickelt wird. Für Microsoft ist das der zweitgrößte Abschluss weltweit. Die Telekom wiederum findet sich in guter Gesellschaft, denn auch AT&T, Telecom Italia, British Telecom und Swisscom setzen auf die Microsoft Technik. Siemens, der andere große IPTV Infrastrukturanbieter, ist zumindest in Deutschland erstmal außen vor.

Momentan haben die großen IPTV Angebote in Europa (z.B. France Telecom) so um die 200 000 Abonnenten, jedoch setzt keines dieser Angebote auf die Mircosoft Technik und da sind wir auch schon bei den Problemen:

  • Die Telekom wird der erste Betatester der Mircososft TV Plattform, denn bisher wurde diese noch nicht unter Last getestet. Und nichteinmal Microsoft weiß, wie sich die Plattform unter mehreren Tausend Anfragen verhält. Microsoft plant trotzdem weltweit mit 100 000 Abonnenten bis Ende 2006.
  • Die von der Telekom verwendeten VDSL Leitungen mit 54 Mbit/s könnten schon bald zu langsam sein. Bei drei Fernsehgeräten (HDTV ca. 30Mbit/s), verschiedenen Videorekordern (20Mbit/s) und Video on Demand Diensten (10Mbit/s) ist man schnell über den angebotenen 54 Mbit/s und ist noch nicht gesurft oder hat übers Internet telefoniert. Mark Cuban kommt in einer Beispielrechnung sogar auf 100 Mbit/s Bandbreite, die ein technophiler Haushalt mindestens benötigt, wenn er IPTV nutzt.
  • Die Telekom will um die 3,5 Milliarden Euro für die IPTV Infrastruktur ausgeben. Und das für einen Markt, der nach Telekom eigenen Angaben, im Jahr 2010 lediglich eine Milliarde Euro generiert. Ob sich diese Investitionen angesichts der Konkurrenz durch aufgewerte digitale Kabel und Satelliten-Angebote lohnen bleibt fraglich.
  • IPTV bietet eine Menge Zusatzfunktionen: Interaktivität, HD Inhalte, Video on Demand, Persönliche Videorekorder und PayTV. Diese brauchen jedoch alle Bandbreite (s.o.) und die Telekom und der Konsument begeben sich mit diesen Diensten auf unbekanntes Terrain. Über die Interaktivität im Fernsehen und den Sinn der anderen Features lässt sich sicher trefflich streiten.
  • Das Geschäft mit Filmen und anderen zusätzlichen Inhalten ist problematisch. Die Margen beim Anbieten von Content sind vor allem für Telekommunikationsunternehmen gering. Momentan weiß noch niemand so recht wieviel man für die Inhalte zahlen sollte und wieviel die Konzerne dann von den Konsumente dafür verlangen können. Deshalb empfehlen viele den Unternehmen sich aus dem Geschäft mit den Inhalten rauszuhalten und sich vielmehr auf die Bereitstellung von qualitativ hochwertigem Service zu beschränken. Für kleinere Telekommunikationskonzerne ist es außerdem schwierig überhaupt an gute Inhalte heranzukommen.
  • IPTV ist ein geschlossenes System, das vor allem den großen der Medienbranche zugute kommt. Mit IPTV kann der Vertrieb und die Austrahlung des Programms viel strikter kontrolliert werden. Das Piraterierisiko wird so reduziert aber eine Privatkopie und unter Umständen eine Videoaufnahme werden unmöglich.

Robin Good fasst das IPTV Problem gut zusammen:

Unfortunately what telcos are doing, is dumping large amounts of money into creating IP-based versions of existing cable and satellite offerings, without any understanding of what the new emerging paradigm of Internet of Video, has really to offer.

Nach diesen Problemen des IPTV noch der Hinweis auf einen äußerst Interessanten Artikel von Robin Good. Er arbeitet dort schön die Unterschiede zwischen IPTV und Internet TV heraus. IPTV wird dabei als ein von Telekommunikationskonzerenen kontrolliertes Netz gesehen. Die Verbindungen in diesem Netz sind direkt zwischen Konzern und Konsumenten. Der Konsument wird dabei jedoch im Netz des Betreibers eingeschlossen (z.B. kein IPTV von Arcor mit Telekomanschluss).

Internet TV dagegen ist offen für alle, sowohl für Inhalteanbieter als auch für Netzbetreiber, die beim Internet TV nur die Auslieferung übernehmen. Wichtig dabei ist, dass meist ein direkter Kommunikationskanal zwischen Konsumenten und Produzenten ermöglicht wird. Und im Prinzip kann jeder Konsument selbst zum Anbieter von Internet TV Inhalten werden. Mit dieser Architektur entspricht Internet TV viel mehr dem klassichen Verhältnissen im Internet und ist Global zugänglich. Internet TV bedient sich existierender Technologien, die es ermöglichen Filme und Videos ohne zusätzliche Geräte zu empfangen.

Doch gerade in der offenen Natur des Internet TVs liegen auch die Probleme:

Sowohl Internet TV als auch IPTV haben mit einer vielzahl von Problemen zu kämpfen. Beide Angebote stehen für unterschiedliche Ansätze Filme und Videos über das Internet zu vertreiben und haben wohl beide ihre Berechtigung. Allerdings sehe ich den größeren Mehrwert im InternetTV und nicht in der Abschottung des IPTV. Gerade in Deutschland mit dem bald überall verfügbaren DVB-T, einer mehrzahl von Kabelanschlüssen und breiter Satellitenversorgung ist es nicht unbedingt notwendig jetzt noch einen weiteren Übertragungsweg auf den Markt zu bringen. Da könnte die Telekom sich besser in Richtung Internet TV orientieren und dafür interessante Angebote entwickeln.


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