Eine Videosuche für alle.

Letzte Woche kündigte AOL an, seine Videosuche per API (Application programming interface) für alle zu öffnen. Jeder kann sich seine eigene Videosuche über eine REST- oder AJAX-API zusammen basteln, oder sich der vorgefertigten Code-Schnipsel bedienen und mit diesen eine neue Videosuche erstellen. Normalerweise ist AOL nicht der Name, der besonders mit Video in Verbindung bebracht wird, trotzdem hat AOL in der Vergangenheit einige schlaue Entscheidungen getroffen, die dazu führten, dass AOL bei Internetvideos mittlerweile ganz gut aufgestellt ist. Nicht zuletzt der Erwerb der Videosuch-Start-Ups Singinfish und Truevo, sowie natürlich die massive Content-Bibliothek von TimeWarner haben dazu beigetragen.

Mit der AOL Video Search API bietet AOL nun Allen zugang zu der Truevo-Technologie. Die API ist für bis zu 10 000 Querys pro Tag kostenlos, was danach passiert ist nicht klar ersichtlich. AOL biete eine nette Application Gallery in der verschiedene Anwendungsmöglichkeiten gezeigt werden. Ich habe mal die AJAX-Anwendung zu Testzwecken in ein neues Design gepackt und im Videolabor zum Laufen gebracht.

Videosuche per AOL-API

Prinzipiell ist die API sehr leicht zugänglich, auch wenn es wohl einiges mehr braucht um eine sinnvolle Anwendung zu erstellen, als das reine kopieren des AOL-Codes. Zu bedenken bleibt außerdem, dass AOL selbst bei der Suche in AOL Video auf Blinkx setzt. Blinkx indiziert nicht nur die Metadaten der Videos wie Truevo, sondern die komplette Videodatei.

Integration in andere Dienste

Trotzdem ist eine Such-API eine interessante Erweiterung für eine ganze Reihe von Diensten. Vor allem die Videohoster sollten sich ernsthafte Gedanken machen, wohin ihre Entwicklung geht und ob eine solche Schnittstelle eine Integration wert ist. Prinzipiell ergeben sich für die Videohoster drei Entwicklungsmöglichkeiten. Erstens sie versuchen sich als technische Plattform und Dienstleister, zweitens sie versuchen sich als Programmanbieter und drittens sie enwickeln sich hin zu einer Destination.

Die ersten beiden Eventualitäten bieten nur beschränkte Wachstumsmöglichkeiten und vor allem bei den Zugriffszahlen wird irgendwann eine Grenze erreicht sein, die nur noch schwer zu überschreiten ist. Es gibt jedoch durchaus erfolgreiche Beispiele, wie man sich in einer solchen Nische entwickeln kann. Bestes Beispiel dafür ist ist Blip.TV. Wollen die Videohoster jedoch noch weiter skalieren, bleibt nur die Entwicklung hin zu einer Destination. Über die mühsame Suche nach einer sinnvollen Erklärung bzw. einer Destination-Seite für Videos habe ich bereits geschrieben. Nico Flores hat mittlerweile eine sehr schöne und kurze Erklärung:

And in the web, aggregates are usually destinations: always-changing pages with memorable URLs that people form allegiance to. Because of the points above, popular destinations have enormous value: between them they largely dictate what is popular and what is not.

Verbindet man das Konzept eine Destination mit der Videosuch-API ergeben sich einige interessante Ansätze. Auf den ersten Blick erscheint es widersprüchlich, wenn Videohoster hergehen und eine solche API integrieren, denn die Besucher werden in diesem Fall von der Seite zu anderen Anbietern weggeleitet.

Aber dieser Punkt ist sekundär, denn der Videohoster ist in diesem Fall nicht mehr nur der Hoster sonder ein Aggregator, der seinen Usern viele verschiedene Videoinhalte anbietet. YouTube ist mit über 6 Millionen Videos in der Bibliothek sein eigener Aggregator. Diese enorme Anzahl von Videos trägt zu einem großen Teil dazu bei, dass die durchschnittliche User-Session fast eine halbe Stunde(!) beträgt. YouTube hat es also geschafft eine Destination zu schaffen. Aber mit dieser Bibliothek kann so gut wie kein anderer Videohoster mithalten und deshalb müssen sie neue Wege gehen um dem Benutzer mehr Inhalte anzubieten und den Sprung zu schaffen.

Die primären User eines Videohoster sind diejenigen, die Video hochladen bzw. deren Freunde, die die Videos ansehen. Zuerst werden diese Benutzer natürlich ihre Inhalte konsumieren und nicht nach weiteren suchen. Doch je mehr relevante Inhalte der Videohoster den Benutzern auf seiner Seite anbieten bieten kann, umso öfter und länger wird er auf der Seite verweilen. Ist dieser Schritt ersteinmal gemeistert setzt die Entwicklung zur Destination ein. Die Leute beginnen ein besonderes Erlebnis mit er Seite zu assoziieren und das Erlebnis wird umso emotionaler und fesselnder je mehr Inhalt, Befriedigung und Hilfestellungen die Seite bietet.

Das Ziel muss sein, dass der Benutzer weiß, er muss nicht mehr erst zu YouTube, Google Video usw. gehen um verschiedenen Videos anszusehen sondern er kann diese direkt über den Videohoster seiner Wahl anspringen. Ist dieser Schritt geschafft beginnt er den Dienst ganz anders zu nutzen und in seinem Kopf entsteht die Destination (Video-Sehen=VideohosterXY).

Die Macht der APIs

Dieser Beitrag soll natürlich keine Werbung für die AOL-API sein. An der API stören mich besonders, der Redirect über AOL, da die Suche nicht sofort die richtige Ziel-URL ausgibt und die Beschränkung auf 10 000 Abfragen, die einige daran hindern wird den Dienst einzusetzen. Aber das Beispiel der AOL-API soll das danhintersehende Konzept verdeutlichen: Die Vernetzung verschiedener kleinerer Dienste mittels APIs zu einem großen leistungsfähigen und nützlichen Dienst. Ein treffendes Beispiel hierfür hat Fred Wilson:

Qoop takes Flickr’s API and builds a Flickr printing service without ever engaging with Flickr’s team.

Mittlerweile gibt es unzählige Leistungsfähige APIs, bei denen es u.U. Sinn macht sie zu Integrieren.

Bonus

Deshalb einige Beispiele (reale und fiktive), die mir auf die schnelle eingefallen sind:

  • Man könnte sich statt der AOL-API der YouTube-API bedienen und die Ergebnisse direkt im eigenen Player und Layout anzeigen (das ist aber wohl nicht die feine Art).
  • Zeitungen könnten ihre Seiten durch die Flickr- oder die AOL-API mit Videos und Bildern aufhübschen.
  • Über die Technorati-API werden Blogartikel angezeigt, die sich auf Zeitungsartikel beziehen. Dieses Ansatz verfolgt die Washington Post sehr erfolgreich.
  • Ähnliches könnten die Videohoster einfach einbinden.
  • Man nimmt Die Technorati-API, die YouTube-, MySpace- und GoogleVideo-Charts und hat die Viral-Video-Chart.
  • YouTube+Google Video+Digg = WorldTV Internet Chart
  • Last.FM+Höhrer+Radio = die neue MA
  • Man postet über die YouTube-API automatisch alle täglichen Top 100 Videos o.Ä. in ein Blog und macht über AdSense ein Vermögen;-) (nicht umsetzen).

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