Brauchen Videos ein Microformat?

GeschwindigkeitsauswahlExperimentiert man ein wenig mit den verschiedenen Videosuchmaschinen so kommt man schnell zu dem Ergebnis, dass das Sucherlebnis alles andere als prickelnd ist. Vom langsamen Seitenaufbau, über Javascriptorgien, Redirects, 30s Werbung, doppelte Inhalte, nervige Browseresizes bis hin zu längst vergessenen Verbindungsgeschwindigkeitsabfragen geht die Palette, der sich der Suchende ausgesetzt sieht.

Ganz zu schweigen davon, dass natürlich jede Seite ihren eigenen Player mit jeweils den best möglichen Bedienelementen hat. Prinzipiell muss der Suchende schon fast froh sein, wenn ihn seine Suche nicht auf eine der vielen drittverwerter Seiten lotst, die Content von AP, Reuters oder ähnliches präsentieren sondern er bei einem der Videohoster landet, denn diese Seiten sind um einiges Aufgeräumter als der Rest. Der Besucher kann sich dort meist sicher sein, dass er nicht ein exotisches Format präsentiert bekommt und eben nur das gesuchte Video auf der Seite angezeigt wird.

Die vielen verschiedenen Breitbandplayer machen natürlich Sinn, wenn sie in eine Seite integriert sind und der Player das Surferlebnis dort unterstützt. Sie machen jedoch überhaupt keinen Sinn, wenn der Besucher nicht über die Seite kommt sondern direkt über eine Suchmaschine oder einen Link das Video abspielen möchte.

Eine mögliche Lösung um Videosuchmaschinen angenehmer zu gestalten wäre ein Microformat für Videos, das ähnlich wie ein RSS-Feed funktioniert. Prinzipiell gibt es das Problem beim Verlinken von Video, auf was verlinkt werden soll. Entweder der Link geht direkt auf die Filmdatei, dann fehlt dem Betrachter jeglicher Kontext, oder der Link geht auf die Seite in der das Video eingebunden ist, dann muss sich der Betrachter mit komischen Playern, einer Menge unnnützer Informationen und meist noch anderen Videos auseinandersetzen.

Generelle Anforderung

Es gibt zwar immer wieder Stimmen, die behaupten Metadaten seien irrelevant aber ein kleiner Blick in iTunes genügt um das zu widerlegen:

Titel ohne Namen

Diese Titel sind ohne Metadaten, wie Name und Interpret so gut, wie wertlos und werden allerhöchstens mal in der zufälligen Wiedergabe abgespielt.

Ein Microformat für Videos wäre auch deshalb enorm hilfreich. Außerdem sollte es erlauben ein so direkt zu Video zu verlinken, dass dabei die Metadaten erhalten bleiben. Folgt der Besucher dem Link sieht er nur das Video, die direkt relevanten Informationen dazu sowie einen Link zu der ursprünglichen Seite. Im Prinzip macht dieses Format nichts anderes als die Videos einzeln zugänglich zu machen ohne, dass es zusätzliche Seiten, Player, Redirects oder ähnliches Bedarf. Die Suchmaschinen hätten somit die zu indizierenden Informationen leicht zugänglich und ein Destination auf die sie verlinken können. Die Benutzer erleben ein konsistentes Verhalten der Suchmaschinen und lernen, was sie nach dem Klick auf ein Suchergebnis erwartet. Durch die vereinfachte Darstellung und die Reduktion der Informationen auf das Relevante kann der Suchmaschinenbenutzer schneller entscheiden, ob das Video für ihn interessant ist.

Man könnte natürlichlich annehmen, dass in einem solchen Szenario, die Zielseiten die Verlierer sind, denn sie werden zu bloßen Inhaltslieferanten degradiert, denen nichteinmal mehr ein eigenes Design zugestanden wird. Doch das Gegenteil ist der Fall, denn je leichter und effektiver Videosuchmaschinen zu bedienen sind und je besser deren Treffer umso mehr Traffic werden diese Suchmaschinen generieren. Diesen Traffic können die Inhaltslieferanten in Geld verwandeln indem sie Wege finden Werbung in das Video zu integrieren anstatt die Werbung um das Video zu trapieren, wie das momentan so häufig der Fall ist.

Möglichkeiten

Neben dem Nutzen für Suchmaschinen ergeben sich durch Microformate auch für den Endanwender neue Möglichkeiten. So ließe sich ähnlich wie bei RSS-Feeds ein Icon in der Statusleiste des Browsers integrieren, das Anzeigt, dass ein Video in der Seite eingebunden ist.

Statusleiste mit Video

Klickt der Benutzer auf das Icon erhält er einen Dialog, der es ihm Erlaubt das Video zu seiner persönlichen Playliste hinzuzufügen oder er kann das Video im integrierte Player des Browsers abspielen. Alle Informationen für das Abspiel oder die Playliste werden aus dem Microformat entnommen.

Eine weitere Anwendungsmöglichkeit für Microformate sind die vielen eingebundenen Player der Videohoster. In den seltesten Fällen machen sich Blogger oder MySpace-Nutzer die Mühe und geben an, wer das Video erstellt hat oder integrieren andere relevante Informationen. Generiert jeder Videohoster für seine Videos eindeutige IDs, die auch im Embed-Code enthalten sind, kann man über den Microformat-Button per Klick direkt beim Videohoster die Metadaten abfragen. Alternativ wäre auch eine VideoDB-Dienst ähnlich der CDDB denkbar, an den die Informationen beim Veröffentlichen eines Videos übermittelt werden und die dann über die Microformat Implementierung abgefragt werden. Eine eindeutige ID wäre gleichzeitig ein Hilfsmittel für Videosuchmaschinen, die so das doppelte Idizieren von Videos verhindern könnten.

Mit der Angabe einer Lizenz im Microformat kann die Verbreitung des Videos in gewissen Grenzen reguliert werden. Diese Lizenz ist vor allem bei der Weiterverwertung der Videos hilfreich.

Technische Umsetzung

Vieles ist momentan über existierende Microformate bereits möglich. Vorallem das Media-RSS ist mit einer ähnlichen Funktionalität bereits bei Playern wie dem Democracy Player oder Fireant im Einsatz. Mein Problem mit RSS in diesem Fall ist lediglich, dass RSS normalerweise für mehrer Einträge in chronologischer Reihenfolge ausgelegt ist. Videos werden aber in den seltesten Fällen in der vom RSS-Feed vorgesehen Reihenfolge abgespielt und stehen vielmehr für sich allein. Es fehlt mir die Möglichkeit ein Video direkt an den Player zu schicken ohne einen Umweg über del.icio.us usw. gehen zu müssen. Außerdem wäre es natürlich wünschenswert, wenn keine externe Anwendung benötigt würde.

Auf microformats.org hat man sich bereits einige Gedanken gemacht, wie ein entsprechendes Format aussehen könnte, allerdings scheint die Entwicklung etwas stehen geblieben zu sein und mir fehlt in der Auflistung der Thumbnail. Elementar für das Microformat halte ich, dass es nicht nur sinnvoll in eine HTML-Seite integriert werden kann sondern es muss möglich sein, so auf das Video zu verlinken, dass nur die im Microformat enthaltenen Informationen angezeigt werden. Interessante Ansätze, wie Microformate (Kalender und Visitenkarten) in den Browser integriert werden können haben Jon Hicks und Ben Ward. Ähnliches könnte ich mir gut für Videos vorstellen. Eine Javascriptlösung hat Remy Sharp entwickelt, diese Lösung funktioniert ähnlich wie Videoronk, dort fehlen jedoch sämtliche Informationen außer der FLV-Datei und die Suche beschränkt sich auf einige wenige Videohoster.

Probleme

Die Nachteile einer Microformatlösung liegen auf der Hand: Die Inhaltelieferanten müssen ihre Videos neu aufbereiten und die zusätzlichen Informationen anbieten, dazu kommt, dass der Browser oder Anwendungssupport gewährleistet werden muss. Weiterhin ist eine Video-DB nirgendwo in sicht und davon Video einzeln anzubieten und die opulenten Breitbandplayer durch Verzeichnisse zu erstetzten sind die Großen noch meilenweit entfernt.

So gilt es für ein Video-Microformat zuerst die technischen Hürden zu meisten und dann eine weite Verbreitung zu erlangen um eine gewisse Relevanz zu erlangen und die großen zur Implemetierung zu bewegen. Ich bin selbst noch etwas hin und her gerissen, denn auf der einen Seite sehe ich wunderbare Anwendungsmöglichkeiten für ein solches Microformat auf deren anderen Seite jedoch viele Hürden und Probleme. Eins ist jedoch klar, das Suchproblem muss gelöst werden ob mit oder ohne Microformate.
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